Säumer

Säumerverein Grainet

Bayer. Böhmisches Säumerfest in Grainet
Sa. 20. Juli 2024 Säumerzug in Grainet. So. 21. Juli 2024 Säumerfest in Grainet. Detailliertes Programm folgt.

Die Säumer (der Name kommt vom „Sam“ Pferdetraglast), mit ihren originalgetreu beladenen Rössern sind es, die Grainet – ein echtes Säumerdorf, dass seine Entstehung um 1400 dem Goldenen Steig und den Säumern verdankt – in jene Jahre zurückversetzen, als der Handel gen Böhmen den Menschen Arbeit und Brot gab.

Der Goldene Steig (1010 – 1706), war jahrhundertelang der wichtigste und meistbegangene Handelsweg zwischen Bayern und Böhmen. Unglaubliche Mengen Salz gelangten über diesen Weg ins salzlose Böhmen.
Heute, im Zeitalter der modernen Kühlgeräte, kann sich niemand mehr so recht den Wert des Salzes vorstellen. Vor der Einführung der „Dreifelderwirtschaft“ war Salz als Konservierungsmittel lebensnotwendig. So wurde am „Weißen Gold“ kräftigt verdient, vor allem die reichen Handelsherren aus Passau und Prachatitz profitierten davon. Jedoch auch viele der bitterarmen Böhmerwäldler lebten ausschließlich vom Salzhandel.

Unter den vielen Orten am Goldenen Steig (er verdankt seinen Namen den reichen Erträgen), war einer bedeutesten Fürholz (letzte Siedlung „vor dem Holz“). Auf dem großen Ilzstädter Landtag von 1256 erlaubte der Passauer Fürstbischof Otto von Lonsdorf auch den Fürholzern das „Säumen“. Im 16. Jhdt. säumte beinahe die gesamte Bevölkerung von Fürholz, da Woche für Woche bis zu 1300 Saumpferde durch ihren Ort zogen. Hunderte von Säumern, frachteten mit ihren Rössern neben Salz Südwaren, Wein, Tücher, Spezereien und anderes kostbaren „Gesäum“ nach Böhmen. Die Rückfracht bestand vor allem aus Getreide, Malz, Bier und Kornbranntwein.

Von 1558 – 1560 wurden 182 472 Zentner Salz auf beschwerlichen Weg nach Prachatitz transportiert, obwohl ein Pferd lediglich drei Zentner Last trug. Da einst viele junge Säumer – man möchte es kaum glauben! „in ainer Wochen dreymal gein Böhmen und hierher gein Passau treiben“ (einfache Wegstrecke 100 km),  konnten die alten Säumer nicht mehr mithalten. Deshalb erließ 1538 der Fürstbischof eine Säumerordnung,  in der die Mengen und die Häufigkeit des „Säumens“ geregelt waren.

In den Jahren des Dreißigjährigen Krieges kam der Handel immer mehr zum erliegen, weil die Säumer in jener schlimmen Zeit bei den ständigen Truppendurchzügen Vorspanndienste leisten mussten. wobei die Meisten Roß und Wagen verloren, und dann irgendwo in ihrem Elend zu Grunde gingen. 1706 wurde die Salzlege von Prachatitz nach Krummau verlegt, was das Ende des Goldenen Steiges bedeutete. Mit der Vertreibung der zumeist deutsch besiedelten böhmischen Säumerdörfer 1944/45, vollzog sich ein weiterer tiefer Einschnitt in die Geschichte der Region.
Seit 1991 lassen die Orte Prachatitz und Grainet durch ihre gemeinsamen Salzfeste die Geschichte wieder aufleben. Bereits 1996 kam es zur Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrages zwischen Prachatitz, Wallern, Grainet und Waldkirchen.
Vorrangiger Grundgedanke dabei ist die europäische Einheit über die Grenzen hinweg. Die „Graineter Säumer“ stellen dabei ein hervorragendes Bindeglied dar.